1998 - Ausflug nach Neuberg (Podhradi) -
Auf der Suche nach dem Elternhaus meines Vaters
März, Helmut Martin
* 13.11.1929 in Neuberg (Podhradi) bei Asch,
+ 29.06.1997 Frankfurt/Main
( verfasste unter dem Künstlernamen Martin Neuberger Volksmusik-Texte. Bekannt ist z.B. "Ich bin e echt Sachsehäuser Mädche")
1946 wurde die gesamte deutsche Bevölkerung aus dem Gebiet der Tschechoslawakei ausgewiesen. Innerhalb 1 Stunde mussten der
15 jährige Helmut, seine Eltern und Verwandten ihr Haus und ihre Heimat verlassen - nur mit den Kleidern, die jeder am Leib trug und 30 kg Gepäck. Die Ausweisung erfolgte in Viehzügen. Für meinen Vater und seine Familie endete die Reise in Ulfa bei Nidda.
Mein Vater erzählte uns Kindern immer von seiner schönen und unwiderruflich verlorenen Heimat. Wir wollten das gar nicht hören; Heimat war in den späten 60er Jahren ein Wort mit negativem Beigeschmack. Vaters Vorliebe für Egerländer Musikanten konnten wir nicht teilen. Sudetenland, Egerland - das waren abstrakte Begriffe, die mich ebenso wenig interessierten wie die Hintergründe der Vertreibung. Für mich war es nicht nachvollziehbar, warum mein Vater den Verlust seines Elternhauses nicht verwinden konnte,schließlich hatte er doch sein Zuhause mit seiner Familie - mit uns - in Kirdorf.
1998 planten wir eine Reise nach Selb und ich stellte bei der Routenplanung fest, dass es von Selb aus nur einen "Katzensprung" weit nach Neuberg und Asch ist. Damit stand der Entschluß fest, einen Abstecher nach Tschechien ins Egerland einzuplanen.
Meine Tante - die Schwester meines inzwischen verstorbenen Vaters- war 2 Jahre zuvor in Neuberg gewesen und ich wusste, dass es das Haus Neuberg Nr. 305 noch gab.
Wir passierten also bei Selb die deutsch-tschechische Grenze und fuhren in die Stadt Asch. Und dann geschah etwas ganz Seltsames. Ich hatte plötzlich das Gefühl, heim zu kommen. Aber gleich darauf war ich sehr ernüchtert. Da wir die wegweisenden Schilder nicht lesen konnten, weil ich nicht bedacht hatte, dass diese natürlich in tschechischer Sprache verfasst sind, waren wir ziemlich ratlos, wie wir den Weg durch Asch nach Neuberg finden sollten. Wir fuhren -auf gut Glück- der Nase nach durch Asch, wurden am Ortsausgang von einer Polizeistreife angehalten - ich weiß bis heute noch nicht, warum - und während unser Kofferraum inspiziert wurde, fragte ich zunächst auf deutsch, dann auf englisch, auf welchem Wege wir nach Neuberg kommen. So erfuhren wir, dass Neuberg nun Podhradi heißt und wir noch weiter 4 km geradeaus fahren sollten.
Und dann standen wir tatsächlich vor dem Haus:
Otec nám dětem vždy vyprávěl o své krásné vlasti, kterou už nikdy neuvidí. To jsme nechtěli slyšet: Slovo Heimat bylo slovo, které
lidé v Německu v 60. letech neradi používali. Nechápali jsme, proč otec preferoval „Egerländer Brass Band“. Asch, Eger a Sudetenland, Egerland - to byly abstraktní pojmy, které mě zajímaly stejně
málo jako politické pozadí vyhnání. Bylo pro mě nepochopitelné, proč se otec nemohl vyrovnat se ztrátou domova rodičů, vždyť svůj domov měl tady s rodinou v Kirdorfu.
V roce 1998 jsme si s manželem naplánovali výlet do Selbu a při plánování trasy jsem si všiml, že ze Selbu se dá velmi rychle dostat do Neubergu a Aše. Rozhodl jsem se tedy naplánovat výlet do Českého Egerlandu.
Moje teta – sestra mého dnes již zesnulého otce – byla v Neubergu před dvěma lety. Proto jsem věděl, že dům číslo 305 v Neubergu
stále existuje.
U Selbu jsme překročili německo-českou hranici a dojeli do města Aŝ. A pak se stalo něco velmi zvláštního. Najednou jsem měl pocit, že se vracím domů. Ale hned
poté jsem byl velmi rozčarován. Vzhledem k tomu, že jsem nemohl číst směrovky, protože jsem nebral v úvahu, že jsou samozřejmě psané česky, byl jsem dost na rozpacích, jak najít cestu přes Asch do
Neubergu. Asch jsme projížděli dezorientovaní, dokud nás nezastavila policejní hlídka – dodnes nevím proč. Zatímco prohledávali náš kufr, zeptal jsem se na cestu do Neubergu. Ti dva moc milí
policisté mi vysvětlili, že Neubergu se nyní říká Podhradí a že musíme ještě 4 km jet rovně...
A pak jsme skutečně stáli před domem:
Neuberg, Haus Nr. 305
Hier lebten meine Großeltern Gustav März und Elsa, geb. Martin mit ihren Kindern
Siegfried Erdmann, Christa Adeline und Helmut Martin.
Nach dem Tod ihres Ehemannes Emil wohnte meine Urgroßmutter
Adeline Martin, geb. Prell (* Schönbach Kreis Asch,) auch im Hause ihres Schwiegersohnes Gustav. Sie starb in
Neuberg.
1998 dient es als Wochenendhaus einer Dame aus der ehemaligen DDR.
Durch die geöffneten Fenster neben der Eingangstür konnte ich in die Küche hinein sehen. Dort stand noch der alte Ofen meiner Großmutter, so wie er mir von meiner Tante beschrieben wurde.
Für einen kurzen Moment schien es, als müsse sich die Tür öffnen und Vater als kleiner Junge in die Küche springen.
Und ich begriff, dass meine Wurzeln nicht nur in Kirdorf sind, sondern auch hier in Podhradi bei Asch - der Heimat meiner Vorfahren.
Otevřenými okny vedle vchodových dveří jsem viděl do kuchyně. Stará pec mojí babičky tam ještě byla, přesně jak mi ji teta popsala.
Na krátký okamžik se zdálo, že se dveře otevřou a otec, malý chlapec, skočí do kuchyně.
A uvědomil jsem si, že mé kořeny jsou nejen v Kirdorfu, ale i tady v Podhradí u Aše – vlasti mých předků.
Martin, Elsa Katharina
* Schönbach (Krásná) Kreis Asch 2.11.1899
+ Giessen, Chirurg. Klinik 25.11.1951.
Eltern: Emil Martin und Adeline, geb. Prell aus Schönbach, Kreis Asch
oo März, Gustav
* Neuberg Kreis Asch 28.6.1897, + Ulfa / Nidda 11.4.1969.
Eltern: Wolfgang Merz aus Thonbrunn und Ernestine, geb. Künzel
Meine Großmutter arbeitete als Weberin, mein Großvater als Presser in einer Textilfabrik in Asch.
Bevor sie das Haus Nr. 305 in Neuberg erwarben, lebten beide in Steinpöhl Nr. 202 (Kamenná) und mein
Großvater schrieb sich auf Dokumenten noch "Merz".
Babička pracovala jako tkadlena v textilní továrně v Aši, dědeček jako lisovač.
Než si koupili dům čp. 305 v Neubergu, bydleli oba ve Steinpöhlu čp. 202 (Kamenná) a dědeček si na doklady psal ještě „Merz“Ba, později „März“.