Niedersachswerfen bildet zusammen mit Ilfeld seit 2012 die Landgemeinde Harztor. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort, der damals noch Sachswerfen (Saxwerfen) hieß, im Jahre 1208.
Mitte des 16. Jhd. wurde Sachswerfen evangelisch. Es gehörte zur Grafschaft Hohnstein, welche durch Erbschaft im Jahre 1639 an das Kurfürstentum Hannover fiel.
Von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurde auch Sachswerfen nicht verschont, 1641 wurde der Ort von den durchziehenden Truppen geplündert und gebrandschatzt.
Auch die Kirchenbücher, die seit 1627 geführt wurden, litten Schaden und die Aufzeichnungen aus den Jahren 1636-1639 fehlen. Außerdem flohen viele Einwohner von Sachswerfen vor den heranrückenden Truppen nach Nordhausen und suchten dort Schutz. .
Unsere Becker-Forschung beginnt im Dreißigjährigen Krieg, um das Jahr 1645, einer Zeit also, in der noch Hexen gefoltert und verbrannt wurden. Mit Verbrechern ging man auch nicht zimperlich um. So ist in den „Historischen Nachrichten von der Kayserlichen und des Heiligen Römischen Reiches Freyen Stadt Nordhausen“ von 1740 zu lesen: „Um Ostern 1644 wurde Valtin Becker auf dem Kornmarkt geköpft und anschließend außerhalb der Stadt auf das Rad gelegt . Dieser war in einer Diebes-Rotte gewesen und rühmte sich, er habe so viele Pferde gestohlen, dass – wenn man eines hinter das andere spannen würde, so würde dies bis nach Erfurt reichen.“
Glücklicherweise konnten wir keine Verbindung zu unseren Becker-Vorfahren finden.
Aber bisher ist es uns nicht gelungen, mit letzter Gewissheit zu bestimmen, wer die Eltern des späteren Schultheisses Andreas Martin Becker, waren und wo er geboren wurde Mit großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich beim Vater um Becker, Michel, * Niedersachswerfen ? 1599, + Niedersachswerfen 09.12.1657.
Andreas Martin Becker wurde noch während des 30jährigen Krieges um das Jahr 1645 vermutlich in Niedersachswerfen geboren. Sicherlich hatte auch seine Familie unter den Verwüstungen des Ortes im Jahre 1641 gelitten, unter den Plünderungen und unter den Mißernten durch Unwetter und Dürre in den nachfolgenden Jahren.
Nachgewiesen werden konnte die Heirat amm 8.5.1666 mit Anna Dorothea MOIG, von der nur bekannt ist, dass sie am 18.07.1714 in Niedersachswerfen starb.
Durch Dokumente belegt ist auch, dass Martin Becker 1671 Haus und Hof in Niedersachswerfen besaß. Er zahlte der Kirche 6 Groschen Erbzins. Ebenso gehörte ihm eine ¾ Hufe (altdeutsche Maß-einheit. In der Regel konnte 1 Hufe eine Bauersfamilie ernähren.) Land und Wiese auf dem Böhlrödischen Feld. Dafür zahlte er jährlich 1 Mandel ( =15 Stck) Eier Lehngeld an das Stift Ilfeld (Kloster); der Besitz ist immer noch in der Familie im Jahre 1685.
„ps. d. 2 Julij 1685 dieses Hauß habe ich gebauget, Andreas Martin Becker, erstlich Hauß Hoff, undt ein Schienichen? [Scheune?], Löhnet undt Zinszet nach dem Gloster Ihlfält gibt ein Hun undt 9. d. an Gältde, Liget am Pfarrgarten. Undt Hanß Bohnen undt der strassen giebt 6. d bohte ins Ambt. Ver Zeichnis wegen seines Landes drey Virdel Boll Rödisch Landt Löhnet auch dem Stifft Ihlfält giebt Jährlich 15 Eyer dahin. Undt ins Ambt, 2. gl. 4 d Erb Zinß, Lage der Länderey.
Der Schultheiss Martin Becker wurde nur ca. 61 Jahre alt und am 12.5.1706 in Niedersachswerfen bestattet.. Sein Sohn:
Johann Andreas Heinrich BECKER wurde am 24.8.1673 in Niedersachswerfen getauft, war mit Catharina SANDER verheiratet und starb im Jahre 1736 in Niedersachswerfen. Die beiden hatten mindestens einen Sohn:
Der Ackermann Johann Christoph BECKER wurde im Jahr 1706 in Niedersachswerfen geboren, heiratete 1734 Dorothea PEZEL (PÄTZEL) und starb 70jährig im Jahr 1776. Das Paar bekam von 1735 bis 1754 neun Kinder, davon waren 4 Knaben. Mindestens 2 der Kinder wurden nur wenige Stunden alt, der Sohn Conrad Christian starb im Alter von nur 3 Jahren, die Tochter Martha Magdalena erreichte ein Alter von 73 Jahren. Einer der Söhne war:
der Ackermann Johann Georg BECKER, welcher 1739 in Niedersachswerfen das Licht der Welt erblickte und am 21.10.1812 in NSW starb. 18jährig erlebte Johann Georg, wie im Jahre 1757 – während des Siebenjährigen Krieges- der kleine Ort Niedersachswerfen eine ca. 2500 Mann stark französische Besatzung versorgen musste. (vgl Wikipedia).
Er hatte den Kirchenstuhl Nr. 10 inne, der 1812 von seinem Sohn Johann Georg Wilhelm Becker abgelöst wurde. (Sitzplätze in den Kirchen waren einst zu mieten oder zu kaufen, konnten auch vererbt werden.)
Erst im Alter von 37 Jahren heiratete Joh. Georg 1776 Dorothea HOTZE verwitwete Köthe, Tochter des Friedrich Lorenz HOTZE aus Niedersachswerfen und seiner Ehefrau Catharina Christine SCHWARZENBERG. Dorothea HOTZE wurde ebenfalls in Niedersachswerfen geboren. Sie hatte 1794 den Kirchenstuhl Nr. 26 und Nr. 99 inne, der 1816 von der Schwiegertochter Charlotte Dorothea Philippine, geb. Teichmann abgelöst wurde. Johann Georg und Dorothea hatten 3 Kinder, eines davon, ein Mädchen, wurde tot geboren, von Sohn Johann Gottlieb ist bisher nur das Geburts- und Taufdatum bekannt. Sein Bruder,
der Ackermann Johann Georg Wilhelm BECKER, wurde am 23.6.1779 in Niedersachswerfen geboren, heiratete am 19.5.1805 die ebenfalls aus Niedersachswerfen stammende Dorothea Philippine Charlotte TEICHMANN, meine Altgroßeltern (Ur-Ururgroßeltern).
Auch diese Generation musste eine schlimme und verheerende Zeit erleben: Nach den Schlachten von Jena/Auerstedt zogen im Jahr 1806 preußische und französische Truppen plündernd und brandschatzend durch den Ort. Von 1807 bis zur Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 war Niedersachswerfen Bestandteil des Königreiches Westfalen; danach gehörte der Ort zur Freude der Bevölkerung wieder zum Kurfürstentum Hannover, welches 1814 während des Wiener Kongresses zum Königreich Hannover erhoben wurde. Johann Georg Wilhelm starb am 7.5.1828 in Niedersachswerfen Er hinterließ 6 Kinder, von denen an dieser Stelle nur 2 erwähnt werden:
Georg Wilhelm BECKER, am 18.6.1806 in Niedersachswerfen geboren, war Ackermann wie seine Vorfahren, er heiratete am 28.2.1830 in Werna Dorothea MÜLLER, die ihm 10 Kinder gebar und im Kindbett starb. Ab 1847 bewirtschaftete Georg Wilhelm für eine kurze Zeit das Gasthaus „Zum Grenzkrug“ in Nüxei. (Seit dem 17. Jahrhundert war Nüxei ein Grenzort, ein Weiler in der Nähe von Bad Sachsa. 1866 wurde die Zollgrenze zwischen Hannover und Thüringen aufgehoben. Deshalb brauchte man in Nüxei keinen Grenzkrug mehr.)
1853 heiratete Georg Wilhelm Karoline TEICHMÜLLER, verw. Steinecke. Diese betrieb in Nordhausen das Gasthaus "Das Deutsche Haus". Im Kirchenbuch steht zur Hochzeit eingetragen: „Es heiratet ein Witwer, Bürger zu Benneckenstein, der Ackerhofbesitzer zu Appenrode…“
Die Kinder blieben offenbar aber alle in Appenrode. Wer hat sich dort um sie gekümmert, sie großgezogen? Über das Leben des Georg Wilhelm in Appenrode und Benneckenstein ist kaum etwas bekannt. Er starb am 14.9.1874 im „Siechenkrankenhaus“ (Hospital St. Cyriaci) in Nordhausen.
Seine Nachfahren lebten in Appenrode und Quedlinburg; und einige heute wieder als angesehene Bürger in Niedersachswerfen und am Rhein.
Eine Schwester des Georg Wilhelm BECKER war meine Ur-Urgroßmutter Dorothea Wilhelmine BECKER, die am 11.2.1814 in Niedersachswerfen geboren wurde und am 2.11.1835 den Mahlmeister Georg Friedrich STADE aus Duderstadt heiratete, welcher am 28.8.1856 in Klettenberg in der "Apel'schen" Münzmühle starb. Dorothea Wilhelmine, die ihren Ehemann nur wenige Tage überlebte und am 19.9.1856 mit nur 42 Jahren in Klettenberg starb, erlebte weder, dass im Jahre 1866 das Königreich Hannover nach der Niederlage im Deutschen Krieg preußische Provinz wurde, noch dass 1869 die neue Kirche fertig gestellt und eingeweiht wurde und Niedersachswerfen einen Eisenbahnanschluss an der Strecke Nordhausen-Northeim erhielt.
Die STADE-BECKER-Nachfahren hatten ihre Existenz in Nordhausen. wo mein Großvater, der Familienforscher Carl Ernst Emil STADE während des 2. Weltkrieges am 06.03.1940 starb.
Wir danken sehr herzlich der „Beckerei“ aus Düsseldorf, die uns freundlicherweise sehr viele Daten aus ihrer Becker-Forschung zur Verfügung stellten sowie der Familienforscherin Frau R. L. aus Niedersachswerfen.
Zur vollständigen Liste der Vor- und Nachfahren des Andreas Martin Becker aus Niedersachswerfen